Wahrheitserum

Paul Schreyer hat die erste Rezension unseres Buchs verfasst, aber nicht nur weil es die erste ist,  sondern auch weil sie in aller Kürze zutreffend zusammenfasst, wie wir die Sache angegangen sind und um was es geht, sei sie hier komplett zitiert:

Nicht kleckern sondern klotzen ist erkennbar das Motto der beiden nimmermüden Vielschreiber Sven Böttcher und Mathias Bröckers, die nun mit “Die ganze Wahrheit über alles” ein 330-seitiges Kompendium vorlegen, das dem eigenen Anspruch kaum weniger gerecht wird, als der enthaltenen Ironie. Das Autorenduo hat sich ein heeres Ziel gesetzt: den unter 25-jährigen die heutige Welt nicht nur – mal eben – zu erklären, und das gründlich und systematisch von A wie Arbeit über B wie Banken bis hin zu Z wie Zuwanderer, sondern der nachwachsenden Generation auch noch lohnende und machbare Alternativen anzubieten. Das Motto steckt schon im Untertitel des Buches: “Wie wir unsere Zukunft doch noch retten können”.

Böttcher und Bröckers haben gründlich recherchiert, wofür eine zehnseitige (spannende) Literaturliste ebenso bürgt wie die 50 Seiten kleingedruckter Fußnoten am Buchende. Trotzdem ist das Werk kein schwer verdaulicher Stoff – alles andere hätte Kenner der Werke der beiden Autoren auch gewundert -, sondern liest sich flott weg, im Stil changierend zwischen engagiert, empört und launig.

Das Buch ist aufgebaut wie ein Lexikon und enthält mehr als 50 Kapitel, in denen jeweils ein Thema präzise unter die Lupe genommen wird (Demokratie, Drogen, Geld, Götter etc.), mal auf mehreren Seiten, mal in wenigen Zeilen, dabei aber immer einer festen Dreiteilung folgend. Zunächst wird unter der Überschrift “Was gemeint war” das ursprüngliche gesellschaftliche Ideal beschrieben, dann unter “Was wir daraus gemacht haben” die heutige (meist dürftige) Realität, bevor zum Schluss im Abschnitt “Was ihr daraus machen werdet” einige wünschenswerte Optionen zum jeweiligen Thema präsentiert werden, welche, Clou des Buches, zumeist ebenso überraschend wie erfreulich simpel erscheinen. Das Buch versteht sich also als Ermutigung, Dinge zu ändern, von denen es sonst heißt, sie seien zu kompliziert und sowieso nicht mehr zu retten.

Ganz am Schluss wird der lateinamerikanische Schriftsteller Eduardo Galeano zitiert: “Die verkehrte Welt bedeutet uns, die Wirklichkeit zu ertragen, anstatt sie zu verändern, die Vergangenheit zu vergessen, anstatt ihr zuzuhören, und die Zukunft hinzunehmen, anstatt sie uns vorzustellen.” Eben dieser verkehrten Welt begegnen Böttcher und Bröckers auf amüsante und gar nicht belehrende Weise. Mal schauen, was die Jungen damit anfangen können.

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