Springteufel Trump

Hi Sven, wir hatten’s ja  hier schon öfter mit den US-Vorwahlen und dabei auch ventiliert, ob nicht Bernie Sanders als Präsidentschaftskandidat sehr gefährlich lebt, wenn er bei den Demokraten weiter so fleißig Stimmen sammelt. Ein  Gedanke, der in memoriam der Kennedy-Brüder ja auch keineswegs abwegig ist. Ähnlich wie für Bernie, dessen „sozialdemokratische“  Haltung mit Attacken gegen Wall Street und der Forderung nach Erhöhung des Mindestlohns und der Steuern für Superreiche nicht unbedingt der Parteilinie entspricht, müßte sich aber auch bei den Republikanern jemand langsam nicht nur mit einer schußsicheren Frisur, sondern auch mit einem ebensolchen Smoking ausstatten: Donald Trump. Am Wochenende hab ich mir den Vogel  auf meinem Blog mal genauer angesehen:

„Im Kasperltheater der amerikanischen Vorwahlen punktet der Springteufel Donald Trump am Wochenende erneut, auch der nette Opi Bernie Sanders holt sich weitere zwei Bundeststaaten und bleibt der Wall-Street-Hexe Hillary auf den Fersen. Alle anderen Figuren spielen schon kaum eine Rolle mehr und vor allem den Republikanern geht mittlerweile der Arsch auf Grundeis: der irre Donald watscht die beiden vom Partei-Establishment favorisierten Wettbewerber  – den frömmelnden  Hardliner Ted Cruz und den blassen Bush-Zögling Rubio – nach Belieben ab. Und schwafelt nicht nur einen Haufen rassistisches, nationalistisches, obszönes Zeug, sondern sagt auch Sachen, die ans Eingemachte gehen – wie etwa, dass er mit Putin schon klar käme und sich überhaupt mit auswärtigen Ländern einigen würde, statt permanent Militärisches zu finanzieren und Krieg zu führen. Was dem militärisch-industriellen Komplex und den Neokonservativen schon einen  so gewaltigen Schrecken einjagte, dass sie Trump in einem offenen Brief als nationales Sicherheitrsrisiko bezeichnen;  die liberale  “Washington Post” befürchtet gar, dass der Springteufel das ganze Theater ruinieren könnte: “…we are two or three bad elections away from the end of NATO, the end of the European Union and maybe the end of the liberal world order as we know it.”

(…)Trump ist ein Dem/Rep-Hybrid: für Geburtenkontrolle, Sozialgesetzgebung und Medicare – das Geld dafür will er der Pharmaindustrie abknöpfen, der er überhöhte Preise vorwirft;  gegen TTP und aufgeblasene Militäbudgets – den Vertragsfirmen des Pentagon wirft er Abzocke vor: Positionen die der Parteilinie der Republikaner ziemlich zuwiderlaufen; andererseits setzt er mit seiner Zustimmung zur Folter, der Abwertung von Muslimen und dem Gestus der “weissen Überlegenheit” im Kern auf klassische republikanische Themen:Donald Trump’s Policies Are Not Anathema to U.S. Mainstream but an Uncomfortable Reflection of It.

Auch was die heiße Kartoffel Israel betrifft, ist Springteufel Trump nicht zu fassen: einerseits lobt er Bibi Netanjahu in höchsten Tönen, redet dann aber auch einer Zwei-Staaten-Lösung mit  neutralem Jerusalem das Wort, was die Likudniks im Dreieck springen läßt. Zudem verkörpert er eine weitere Hybridform: er ist als Millionenerbe, Casino,-und Baulöwe Teil des 0,1,% Establishments und gleichzeitig “Anti-Establishment” – unabhängig vom politischen Filz im Beltway Washingtons und den Einflüsterungen des “Council of Foreign Relations” kann er den Frust seiner Wähler gegen “die da oben” bedienen, obwohl er selbst dazu gehört. Insofern wird er kaum zu stoppen sein und weil die Republikaner ihn nach seinem Durchmarsch bei der Kandidaten-Kür im Juli nur noch mit bürokratischen Tricks verhindern können, ruft der “Tea-Party” – Moderator Glenn Beck schon nach dem Krokodil, welches im Kasperltheater für die gewaltsame Beseitigung von Figuren zuständig ist. Nachdem er Trump mit Hitler verglichen hatte machte Beck dann auch gleich den Stauffenberg und sagte, dass er ihn mit dem Messer erstechen würde falls sich die Gelegenheit ergibt, weshalb jetzt das FBI gegen ihn ermittelt.

In die Schublade zu dem bösen Mann mit dem kleinen Bart gesteckt zu werden, dürfte dem Schreihals mit der schrillen Orange-Tolle wohl noch öfter passieren – aber da gehört er gnausowenig hin wie etwa Sozialdemokrat Bernie Sanders in eine Schubalde mit Karl Marx. Der fordert nur mehr Mindestlohn und höhere Steuern für die Superreichen und wäre eigentlich der passende Gegenkandidat für den superreichen Trump.Doch dass es zu einem Duell der beiden kommt, werden Clinton und ihre Supporter in der Finanz,-und Rüstungsindustrie zu verhindern wissen, sodass es auf der Zielgeraden im November dann Hillary vs. Donald heißen wird. Wenn der Springteufel bis dahin mit seiner xenophoben Rhetorik  ein wenig zurückrudert und  ein “ein echtes A-Team” (Trump) als Schattenkabinett versammelt, könnte es sogar eng werden für die “Hexe”. Die Seifenoper im “Einparteiensystem mit zwei rechten Flügeln” (Gore Vidal) bleibt also spannend…“

Eine Antwort

  1. Hi Mathias, ich glaube, wir sollten nicht Bauernfängerei = „Dem/Rep-Hybrid“ nennen und die „Kampfansagen“ der Frisur an Pharma und Co. für bare Münze nehmen. Sollte Trump tatsächlich nominiert werden (gar: Präsident), werden Banken und Rüstungsindustrie ihm die blendenden Zähne umgehend ziehen, von den Wahlversprechen bleibt dann nichts. Und auch wenn ich deiner Ansicht bin, dass Putin und Trump in der Herrensauna garantiert gut miteinander klarkämen, bleibt das Hirn unter der Wasserwelle maximal begrenzt und rassistisch. Recht hast du trotzdem; ich möchte auch Cruz nicht als US-Präsidenten sehen, und Hillary ebensowenig.

    Da ich nun generell zum Bewundern neige, kann ich indes in Sachen „Produktpalette“ gar nicht anders, als dem Polit-Establishment Respekt zu zollen, also der Koch-gesponsorten Bush-Clinton-Baggage: Ist doch smart, einen „linken“ (unwählbaren) Kandidaten ins Rennen zu schicken und einen „rechten“ (unwählbaren), beide mit 30% Zustimmung im Volke. So bleibt doch nur, wie stets, das gefühlt kleinere Übel stehen, mit 40%, also alles der bei Alten, also Clinton.

    Uns bleibt ja nur die Hoffnung, dass der Militärisch-industrielle Komplex es endgültig übertrieben hat – und dass der Plan diesmal schiefgeht. Das hieße: Sanders. (Aber du weißt ja, dass ich manchmal auch von einer Welt aus Marzipan träume).

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