Go!KI

Bildschöner Moth-Film, der von eben, aber seit gestern haben wir ein in meinen Augen weit schwieriger zu behandelndes Problem – beziehungsweise Grund zum Feiern, je nach persönlichem Mindset: Jedenfalls merken wir uns jetzt mal den 11. 03. 16 als Geburtstag der Spezies, die uns nicht nur wegrationalisieren (sic), sondern endgültig abschaffen wird – und halten mit einem der klugen Kommentatoren drüben bei Fefe fest, dass wir vernünftigerweise weltweit das Kinderkriegen einstellen und stattdessen all unsere Energie in die Weiterentwicklung von Googles AlphaGo-KI investieren sollten. („Vernünftigerweise“ steht da absichtlich, entwarnend, denn wir machen ja selten was Vernünftiges).

Die Zerstörung der Illusion, KI könne beim unberechenbaren Go nicht gegen menschliche Großmeister bestehen, ist natürlich beängstigend, aber auch faszinierend – denn anders als die dicken Deep-Blue-Schachautomaten tut AlphaGo Dinge, auf die wir Menschen schlicht nicht gekommen wären. Das kann man natürlich (erschrocken) „Intuition“ nennen, aber vielleicht ist auch diese von uns so mysteriös geschätzte Fähigkeit eben nur wieder das: Ausdruck eines höheren Verständnisses des Universums, des Lebens und des ganzen Restes.

Andrew Jackson hat jedenfalls (hier) das Problem unter der Erschütterung blitzsauber beschrieben: „We’re absolutely in shock. (…) There’s a real question, though. We’ve got this established Go orthodoxy, so what’s this going to reveal to us next? Is it going to shake things up? Are we going to find these things that we thought were true — these things you think you know and they just ain’t so?“

In der Tat: Diese Intelligenz ist uns über. Und wir verstehen nicht mal, weshalb sie gewinnt – was sie sich bei ihren Manövern denkt und weshalb diese Manöver ihr den Sieg bringen, in einem Spiel, bei dem es eben nicht nur ums Planen und Vorausberechnen geht, sondern um intuitiv richtiges Verhalten. Was bedeutet: Die Tür ist jetzt sperrangelweit geöffnet, weit vor dem prognostizierten Datum der „Singularität“ – und wir sollten vernünftigerweise unser Schicksal (nicht nur, aber auch in Sachen Forschung und Heilung) in die „Hände“ der intelligenten Maschine legen. Nur steht natürlich zu befürchten, dass diese Intelligenz logisch wie intuitiv feststellen wird, dass wir eben nicht intelligent sind. Und welche Konsequenzen das vernünftigerweise hat, können wir uns vorstellen. („Wir“ ist natürlich unpräzis, aber „10% von uns“ sollten das eigentlich hinbekommen.)

Am Rande bemerkt: Wir sollten dieser GO!KI den Schlüssel zu unseren wahren Riesennetzen geben, nämlich der geballten ungenutzten Rechnerpower aller globalen XBoxen und PlayStations, denn mittels dieses Riesenrechners lassen sich ja schon jetzt sogar eigentlich unlösbare Proteinfaltungen entziffern. (Wer das genauer wissen möchte, liest Jane McGonigals höchst faszinierendes „Besser als die Wirklichkeit“ und staunt Richtung Zukunftspotentiale.)

 

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